Impressioni di una crisi

Mein Freund Gregor

Pubblichiamo di seguito il racconto breve del nostro editore, Cleto Pescia, piazzatosi al secondo posto nel concorso di scrittura della nona edizione delle Giornate letterarie di Neu-Isenburg. Il tema proposto ai partecipanti era “Kontakte” (Contatti).

Reiterruhe - Neu-Isenburg, Assia, Germania

La Reiterruhe a Neu-Isenburg (Assia, Germania)

Gregor kenne ich seit meiner Studienzeit in Bonn, Anfang der 1980er Jahren. Damals besuchten wir beide die Vorlesungen von Prof. Spitzenpfeil über die Römerzeit in Deutschland. Er studierte Lehramt mit Schwerpunkt Geschichte und Englisch, während ich das Geschichtsstudium als nützliche Vorbereitung für meine spätere Laufbahn als Journalist betrachtete. Wir waren beide politisch engagiert und fest davon überzeugt, dass wir die Welt ändern konnten. Nach vielen Jahren mussten wir uns leider eingestehen, dass genau das Gegenteil geschehen war.

“Hallo Gregor, du siehst heute müde aus”.

“Meinst du?”, antwortete er, nicht wirklich überrascht von meiner Bemerkung.
“Ich habe wieder einen schwierigen Tag hinter mir. Die Arbeit in der Buchhandlung fällt mir von Tag zu Tag schwerer… Im ersten und im zweiten Lockdown war ich froh, überhaupt jemanden im Laden treffen zu dürfen. Aber nun sind manchmal mehr Kunden da, als mir überhaupt lieb ist. Wenn das Judith wüsste…”.

Judith war Gregors Frau, die Liebe seines Lebens. Sie war Buchhändlerin aus Leidenschaft und sehr stolz darauf, ihre eigene kleine Buchhandlung zu besitzen. Zu Beginn der Pandemie, als es noch nicht wirklich klar war, wie wichtig es ist, Kontakte zu reduzieren, hatte sie an einer Probe ihres Kirchenchors teilgenommen, bei der mehrere Infizierte anwesend waren. Sie erkrankte schwer und musste auf die Intensivstation verlegt werden. Nach einer Woche starb sie. Gregor konnte sich nicht von ihr verabschieden. Ihre Buchhandlung wollte er unbedingt weiterführen. „So lebt sie ein bisschen weiter“, sagte er, hauptsächlich um sich Mut zu machen.

„…Sie würde das verstehen.“, antwortete ich, fast reflexartig. Wir blieben eine Weile still. Der Herbst machte sich langsam bemerkbar; der Abendwind blies durch die Baumkronen und wollte uns darauf aufmerksam machen, dass die Sonne nicht mehr lange am Himmel bleiben würde.

„Weißt du, wo wir überhaupt sind?“, fragte ich ihn.

„Ich höre den Wind und sehe Blätter fallen. Also irgendwo im Wald.“

„Genau. Das hier ist die Reiterruhe im Wald östlich von Neu-Isenburg. Eine Oase der Stille – zumindest meistens… -, wo ich gerne eine Pause mache, wenn ich in der Gegend wandern gehe. Keine Kontakte. Nichts“.

Gregor schaute auf seine Uhr. „Leider ist meine Pause fast vorbei. Ich muss wieder in den Laden“.

„Ok, dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend, mein lieber Freund“, sagte ich und bemühte mich, zu lächeln.

„Dir auch.“, antwortete Gregor.

Dann war das Bild weg.

Ich schaltete die Videokonferenz-App meines Smartphones wieder aus und machte mich auf dem Weg nach Hause.
„Es ist höchste Zeit, dass ich mich wieder mit Gregor treffe. Persönlich. Ich buche noch heute die ICE-Fahrt nach Berlin.“, dachte ich, während hinter mir die Reiterruhe langsam verschwand.

In cima